Der unveränderliche Gott und der veränderungsbedürftige Mensch
Bibeltexte zur Predigt:
Jakobusbrief, Kapitel 1, Vers 17:
Alle gute und vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts,
bei dem keine Veränderung ist noch Wechsel des Lichts und der Finsternis.
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Hebräerbrief, Kapitel 12, Vers 8:
Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit
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Römerbrief, Kapitel 12, Vers 2 :
Und stellet euch nicht der Welt gleich, sondern verändert euch durch die Erneuerung eures Sinnes.
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Betrachten wir zunächst den ersten Teil.
Die Bibel sagt, dass Gott unveränderlich ist: Da ist keine Veränderung haben wir gerade gelesen. Und von Jesus heißt es ausdrücklich: Jesus Christus, gestern und heute und derselbe auch
in Ewigkeit. Er ist derselbe Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Für alle,
die Gottes Wesen und Charakter kennen, ist des eine großartige und
wichtige Aussage. Für den kritischen Hörer allerdings — und wir leben
mehr und mehr in einer atheistischen Umgebung, wo das Wort Gottes nicht
mehr ohne weiteres angenommen wird — für den kritischen Hörer ist das
nicht unbedingt eine positive Aussage.
Unveränderlichkeit heißt schließlich, es bleibt alles wie es war, es
bleibt alles beim alten. Aber, so wird argumentiert, wir leben
schließlich davon, dass sich etwas verändert. Keine Veränderung, das
wird gleichgesetzt mit Starrheit, Stillstand, ja Rückschritt der
Entwicklung.
Natürlich
ist da auch etwas Wahres dran. Stellen wir uns vor, die Entwicklung der
Welt wäre vor gut hundert Jahren stehen geblieben. Dann gäbe es kein
Flugzeug, kein Auto, kein Telefon, kein Radio, kein Fernsehen usw. Nun,
wird der eine oder andere sagen, auf manches könnten wir auch gut
verzichten. Aber machen wir uns das nicht zu leicht, denken wir nur an
die Veränderungen in der Medizin. Wie dankbar bin ich jedes Mal wenn ich
zum Zahnarzt muss, dass es eine Betäubungsspritze gibt! Früher sind
Menschen an Krankheiten gestorben, die heute meist zu heilen sind. Und
wie froh sind wir, dass sich politisch einiges verändert hat, z.B. der
Zusammenbruch der Sowjetunion, der Fall der Mauer zur DDR und die
Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland.
Ja,
es ist schon gut, dass sich manches verändert. Deshalb müssen wir die
Unveränderlichkeit Gottes aus einem ganz bestimmtem Blickwinkel heraus
beurteilen. Es gibt nämlich nur einen Zustand, wo Unveränderlichkeit positiv beurteilt werden kann: wenn etwas vollkommen ist!
Vollkommen heißt ja, es ist das absolut Beste, das Bestmögliche, besser
geht es nicht. Deshalb darf das Vollkommene nicht verändert werden,
weil es immer nur in eine Richtung zu verändern ist: zum Unvollkommenen,
zum Schlechteren, zum Negativen. Es gibt in unsere Welt kaum etwas
Vollkommenes, so dass wir schwer ein Beispiel dafür finden können. Am
ehesten können wir uns das an einem Kunstwerk klar machen.
Denken
wir an ein wertvolles Gemälde, z.B. an die Ikone von dem russischen
Maler Rubljow, die heilige Dreieinigkeit Gottes darstellend. Kein noch
so genialer Maler käme auf die Idee: ich male noch einige Gegenstände
zusätzlich in das Bild hinein, dann ist es erst richtig wertvoll und
vollkommen. Nein, so ein Kunstwerk ist in sich vollkommen, und jeder
noch so kleine Pinselstrich würde das Bild zum Negativen verändern und
es in seinem Wert beträchtlich mindern. Ja, es unter Umständen sogar
wertlos machen, weil die künstlerische Vollkommenheit zerstört wäre.
Die Bibel sagt nun, dass Gott vollkommen ist. Vollkommen als Person, vollkommen in seinem Denken und Handeln und in allen seinen Eigenschaften.
Im Matthäus-Evangelium, Kapitel 5, Vers 48, lesen wir, dass der himmlische Vater vollkommen ist.
An anderen Stellen heißt es, dass seine Wege vollkommen sind, dass das Gesetz des Herrn vollkommen ist und ebenso der Gotteswille.
Von vielen anderen Eigenschaften Gottes wird gleiches mit anderen Worten gesagt. Z.B., dass seine Güte ‘jeden
Morgen neu ist’. Das bedeutet, sie ist immer gleich, verändert sich
nicht, zeigt keine Ermüdungserscheinung, wie sie sich bei uns so schnell
einstellt.
Von seiner Gnade, Kraft, Gerechtigkeit, Gewalt und Wahrheit wird gesagt, dass sie vom Ewigkeit zu Ewigkeit währen, sich also nie verbrauchen, nie altern oder in ihrer Wirkung nachlassen.
Jetzt
verstehen wir, dass die Unveränderlichkeit Gottes keineswegs
gleichzusetzen ist mit Starrheit oder Stillstand. Nein, die Aussage,
dass unser Gott unwandelbar ist, sich nicht verändert, bedeutet
Sicherheit, Beständigkeit. Auf diesen Gott kann man Glauben gründen, der
nicht wankt und nicht enttäuscht wird. Wir brauchen nicht ängstlich zu
fragen, gilt sein Wort heute noch, ist das, was er gestern und vor
Tausenden von Jahren in seinem Wort zu seinen Kindern gesagt hat, auch
für mich noch gültig? Ja! Denn wir haben einen Gott, der sich nicht
verändert, der unwandelbar ist, dem es nicht gereut, was er zugesagt
hat. Es gilt für alle Zeiten:
Sein Wort ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiss. (Psalm 33,4)
Alle seine wunderbaren Verheißungen wie z.B.: Ich
bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. Ich lebe, und ihr sollt
auch leben, und die vielen anderen göttlichen Zusagen sind für uns
‘geprüfte Sicherheit’, sind Ja und Amen!
Wir
haben einen wunderbaren Gott! Wir brauchen, wenn wir morgens erwachen,
nicht ängstlich abzuwägen: wie mag unser Gott heute gesinnt sein? Soll
ich ihm jetzt mein Anliegen vortragen, oder warte ich besser bis Morgen,
wenn er besser gelaunt ist? Sein Wort sagt: Betet allezeit, und: rufe
mich an in der Not, so will ich dich erretten! Und: Wenn sie noch reden,
will ich hören. Der, der uns auffordert allezeit zu beten, will uns
auch allezeit erhören! Ist uns das Besondere dieser Zusage bewußt? Sind
wir entsprechend dankbar oder ist uns das schon selbstverständlich
geworden?
Dass
das gar nicht so selbstverständlich ist, wurde mir einmal nachdrücklich
klar, als ich vor einigen Jahren auf einer Studienreise in Fernost
einen einheimischen Tempel in Taiwan besuchte. Ich beobachtete dort, wie
ein älterer Mann an einer bestimmten Stelle des Tempels einige kurze
Stäbe in die Hand nahm, sich sehr konzentrierte und dann die Stäbe auf
den Boden warf. Er schaute sie an, und sein Gesicht zeigte einen
deutlich enttäuschten Ausdruck, und niedergeschlagen verließ er den
Tempel. Ich erkundigte mich, was hier vorgegangen war. Man erklärte mir,
dass die Art, wie die Stäbe auf den Boden zu liegen kamen, bestimmten,
ob man zu dieser Zeit mit seinen Gebeten und Anliegen zu den Göttern
kommen kann oder nicht. Und dieser Mann hatte offensichtlich eine
negative Antwort bekommen.
Stellen
wir uns das vor, wir sind in Not, und unser Gott hat keine Zeit für
uns. Unvorstellbar! Unser Gott ist immer für uns da. Er hat keine
Sprechstunden. Die Bibel sagt: Der Hirte Israels schläft und schlummert
nicht! Weil er es uns zugesagt hat, bleiben seine Verheißungen für
allezeit unveränderlich, wie er selbst unveränderlich ist in seiner
Liebe und Güte. Aber wir müssen auch noch zum zweiten Teil der Predigt
kommen. Er heißt
Der veränderungsbedürftige Mensch.
Lesen wir noch einmal, was Gottes Wort dazu sagt:
Und stellet euch nicht der Welt gleich, sondern verändert euch
durch die Erneuerung eures Sinnes, auf dass ihr prüfen möget, was
Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.
(Römerbrief, 12, 2)
Und im Matthäus-Evangelium Kapitel 5, Vers 48, lesen wir:
Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.
Wir
werden also von Gott aufgefordert, uns zu verändern. Wir begreifen
jetzt auch sofort, warum diese Forderung gestellt wird: Weil wir unvollkommen sind, darum fordert er uns auf, uns zur Vollkommenheit hin zu verändern!
Bevor wir das Thema weiter vertiefen, müssen wir noch etwas klarstellen.
Es ist theologisch immer wieder darüber gestritten worden, ob
Vollkommenheit für einen Menschen überhaupt erreichbar sei, und in der
Regel wird das verneint. Aber was machen wir dann mit Gottes Wort? Es
heißt doch nun einmal klar und unmissverständlich: Ihr sollt vollkommen
sein. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: entweder stimmt Gottes Wort nicht,
oder bei uns stimmt etwas nicht. Ich habe mich entschlossen, in solchen
Fällen grundsätzlich das Letztere anzunehmen. Ich gehe davon aus, dass
das ganze auch eine Definitionsfrage ist, dass wir also klären müssen,
was ist mit Vollkommenheit gemeint. Unsere Vollkommenheit wird eine
andere sein, als die bei Gott, denn wir sind Menschen und nicht Gott.
Lasst uns das nicht komplizierter machen, als es ist.
Vollkommen werden bedeutet meines Erachtens nichts anderes als:
Die Persönlichkeit werden, die Gott sich vorgestellt hat,
als er mich und dich ins Leben, und insbesondere zum Glauben rief.
Wir
können es auch so formulieren, dass es darauf ankommt, ein Gott
wohlgefälliges Leben zu führen. Das bedeutet dann auch, dass jeder
seinen ganz persönlichen Vollkommenenstand erreichen kann. Dass das
möglich ist, dafür gibt es in der Bibel genug Beispiele. Von Zacharias
und Elisabeth, den Eltern von Johannes dem Täufer, wird es gesagt.
Henoch und Elia führten ein solch Gott wohlgefälliges Leben, dass sie,
ohne den Tod zu sehen, in die himmlische Herrlichkeit eingehen konnten.
Abraham, der Vater des Glaubens, hat sicher ein gottwohlgefälliges Leben
geführt. Von David, dem König Israels, sagt die Bibel, dass er ein Mann
nach dem Herzen Gottes war, und sicher müssen wir sagen, dass er es
erst geworden ist, trotz Sünde und Schuld.
Und noch viele Männer und Frauen der Bibel, aber auch der
Kirchengeschichte, die uns vielleicht unbekannt, aber Gott sehr wohl
bekannt sind, gehören dazu. Sind wir also dem Wort Gottes gehorsam und
trachten danach, uns zu verändern zu der Vollkommenheit hin, die Gott
für uns bestimmt hat. Dabei wollen wir uns in Erinnerung rufen, dass es
schon einmal eine Zeit gegeben hat, wo der Mensch vollkommen war und
Gott wohlgefällig gelebt hat. Im 1. Buch Mose heißt es:
Gott
schuf den Menschen zu seinem Bilde… und segnete sie.. und Gott sah
alles an, was er gemacht hatte, und siehe, es war alles sehr gut!
Auch
der Mensch war ‘sehr gut’, das heißt, vollkommen, so wie Gott sich ihn
vorgestellt hatte. Denn er war nach dem Bilde Gottes geschaffen und
daher nicht veränderungsbedürftig. Im Gegenteil! Gott warnte
die Menschen davor, ihren Zustand zu verändern. Er sagte ihnen, was sie
auf keinen Fall tun dürften, damit sich ihr Zustand nicht änderte. Er
sagte ihnen auch, dass bei einer Veränderung sich ihre Situation zum
Schlechten wenden würde: der Tod wäre die Folge! Denn sie waren in der
besten Situation, die man sich vorstellen konnte: In der vollkommenen
Gemeinschaft mit Gott. Aber der Mensch war den Geboten Gottes nicht
gehorsam. Durch die Sünde änderte sich das Verhältnis zu Gott. Sie
hatten das einfache und logische Prinzip nicht erkannt, dass jede
Veränderung der Vollkommenheit nur nach unten, zum Negativen stattfinden
kann.
So
wurde die Beziehung zu Gott abgeschnitten, der Mensch war geistlich
allein, ja, tot in Sünden, weil er sich von dem ‘Leben’, von Gott ,
getrennt hatte. So fiel er aus der Vollkommenheit Gottes in die völlige
Unvollkommenheit des sündigen Menschen ohne Gott.
Aber seit dieser Zeit lebt in jedem Menschen eine tiefe Sehnsucht, die
Sehnsucht nach der Vollkommenheit, die letztlich eine Sehnsucht nach der
Gemeinschaft mit dem vollkommenen Gott ist. Das trägt oft seltsame
Früchte, da der Mensch aus eigener Kraft dieser Vollkommenheit näher
kommen will. So werden die Stars aus Film, Fernsehen und Sport
‘angehimmelt’, in Fan — Clubs verehrt. Sie sind doch wenigstens in ihrem
Fach so gut wie vollkommen, sind die Ersten, die Allerbesten,
Superstars. Und indem man sich mit ihnen identifiziert, hat man selbst
das Gefühl, an dem Stück Vollkommenheit beteiligt zu sein. Oft wird dann
Karrierestreben zu einer Sucht und die Erfolglosen verzweifeln.
Und
selbst in humanitären und christlichen Diensten spielt dieses Streben
oft eine Rolle. Man will sich selbst — meist unbewusst — beweisen, wie
gut man doch eigentlich ist, indem man sich um andere kümmert und sich
für sie ‘vollkommen aufopfert’, im Grunde genommen aber nur sich selbst
bestätigen will. Was die Bibel aber meint, wenn sie von Nächstenliebe
spricht, bedeutet, in Selbstlosigkeit, aus wahrer Liebe, dem anderen
dienen, das heißt, in die Eigenschaften Jesu hineinzuwachsen. Aber
versuchen wir zunächst einmal grundsätzlich zu klären, wie nähern wir
uns nach biblischen Vorbild der Vollkommenheit, die Gott will? Und was
bedeutet Vollkommen werden in unserem Zusammenhang? Nun, nichts anderes
als dass wir in unserer Gesinnung und unserem Handeln dem Wesen Jesu
ähnlicher werden!
Aus
dem Worte Gottes erfahren wir, dass das in zwei Schritten vor sich
geht, die nur Gott einleiten und durchführen kann. Es geht darum, dass
wir zum ersten in einen neuen Stand und zum zweiten in einen neuen Zustand gelangen. Sprechen wir zunächst über den ersten Schritt, dass wir in einen neuen Stand versetzt werden müssen. Diese Aufgabe hat Jesus übernommen. Die Bibel sagt im Johannes Evangelium Kapitel 1, Verse 11 + 12:
Er (Jesus) kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf, wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben.
Man
muss sich der Großartigkeit dieses Wortes bewußt werden: Wer an Jesus
glaubt, der wird durch die Wiedergeburt im Heiligen Geist zu einem Kind
Gottes! Wir sind Gotteskinder, mit allen daraus resultierenden Rechten!
Sind
wir Kinder (Gottes), so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und
Miterben Christi… auf dass wir auch mit ihm zur Herrlichkeit erhoben
werden. (Römerbrief, 8,17)
Wer
es fassen kann, der fasse es : Wir sind Kinder des lebendigen Gottes.
Das bedeutet in diesem Punkt, der Mensch ist vollkommen, denn höher als
zum Stand der Kinder Gottes kann er nicht erhoben werden. Es ist
wunderbar und unbegreiflich in einem: Aus einem in Sünden Verlorenen,
zum Tode Verurteilten, wird ein vollwertiges, vollkommenes Kind Gottes.
Damit wir ganz verstehen, was tatsächlich vorgeht, will ich das ganze
mit einem Beispiel vertiefen:
Wir
haben in Europa noch einige Königshäuser, u.a. auch in Schweden. Dort
amtiert der König Karl Gustav mit seiner Gattin Sylvia. Als der König
Karl Gustav sich seine Gemahlin suchte, fiel seine Wahl auf ein
einfaches deutsches Mädchen, eben diese Sylvia, die eine Hostess war,
ein ehrenwerter Beruf, aber keine Spur von Adel, nichts Königliches,
eine ‘Bürgerliche’. Aber als der König sie heiratete, wurde in einem
Augenblick, nur durch das “Ja” des Königs zu ihr und das “Ja” seiner
Braut zu ihm, aus der Bürgerlichen eine Königin, mit allen Rechten und
Pflichten. Sie brauchte und konnte nichts dazu beitragen, allein durch
die Erwählung des Königs wurde sie in den königlichen Stand erhoben.
Genau das hat bei uns in geistlicher Hinsicht stattgefunden. Allein
durch die Erwählung Jesu, durch sein “Ja” zu uns, sind wir in den Stand
der Kinder Gottes erhoben worden.
Wir
haben zwar keinen Grund, uns auf diese Tatsache etwas einzubilden, weil
wir nichts dazutun konnten, aber eine tiefe, unauslöschliche Freude und
ein große Dankbarkeit sollten und dürfen wir darüber empfinden. In
einem hinkt natürlich dieses Beispiel. Dem König hat die Erhebung seiner
Braut in den königlichen Stand nur ein “Ja” vor dem Traualtar gekostet,
unserem Herrn Jesus aber hat unsere Erwählung das Leben gekostet, er
musste den bitteren Tod am Kreuz dafür sterben. Dazu kam er als Mensch
auf diese Erde, gab seine göttliche Vollkommenheit auf und kam in der
Gestalt des unvollkommenen Menschen, nahm unsere Schuld auf sich und mit
ans Kreuz. Mit ihm starb auch unser alter Mensch und mit ihm auferstand
auch der neue Mensch, berufen zur Kindschaft Gottes.
Aber damit haben wir nur den ersten Schritt zur Erreichung der
Vollkommenheit in Christus aufgezeigt. Das umfasst noch nicht alles, was
die Bibel mit ‘Erneuerung eures Sinnes’ meint. Es muss nun der zweite Schritt erfolgen, der uns in einenneuen Zustand versetzt.
Was
gemeint ist, können wir noch einmal an dem eben genannten Beispiel vom
Königshaus erklären. Als das Mädchen Sylvia durch die Erwählung des
Königs Königin wurde, war sie zwar in den Stand , aber noch nicht in den Zustand einer
Königin gekommen. Das heißt, sie beherrschte noch nicht das königliche
Zeremoniell, sie wusste noch nicht, wie man sich ‘königlich’ benimmt, z.
B. auf einem Staatsempfang oder einem Bankett usw. Ein königlicher
Stand macht noch keinen königlichen Charakter!
Das
alles hat sie — zum Teil auch bitter und schwer und unter Tränen —
lernen müssen! Das gleiche gilt auch für unser geistliches Leben. Der Stand als Kinder Gottes bringt uns noch nicht in den Zustand eines
Gottes Kindes, macht noch keinen geistlichen Charakter, macht uns noch
nicht Jesus-ähnlich. Das dies aber nach und nach geschieht, dafür sind
wir mitverantwortlich. Ich möchte erklären, wie das gemeint ist. Die
Bibel sagt, dass wir bei der Bekehrung, wenn wir in den neuen Stand
hineinkommen, wiedergeboren werden. Man könnte sagen, dass wir —
geistlich gesehen — eine neue Genstruktur bekommen, die
entwicklungsfähig ist, wie im natürlichen Leben bei einem neugeborenen
Kind. Natürlich entwickelt sich vieles ohne unser Zutun. Aber spätestens
in einem gewissen Alter sind wir selbst in der Lage, unsere Ansichten
und Meinungen zu bilden, in der Lage, Gutes und Schlechtes zu
unterscheiden und es zu tun oder zu lassen und damit unseren Charakter
zu bilden. Selbst für unseren Körper sind wir verantwortlich und können
viel für unsere Gesundheit tun.
Ganz ähnlich ist es auch mit den geistlichen Anlagen, die wir durch den
Heiligen Geist bekommen. Vieles entwickelt sich ohne unser Zutun. Bei
vielen anderen Dingen aber sind wir gefragt und bilden durch unsere
Entscheidungen unseren geistlichen Charakter. Ob wir treue
Gemeindeglieder sind, Gottes Wort hören und tun, seine Gebote halten,
Nächstenliebe praktizieren oder nicht, liegt an uns! Und manches andere
wäre hier noch zu nennen.
Jesus will nun, dass wir nicht nur im Stand der Kinder Gottes sind, sondern dass wir auch in den entsprechenden geistlichen Zustand kommen,
dass wir auch wie Kinder Gottes leben und uns benehmen. Die Welt soll
an unserem Verhalten erkennen, dass wir Kinder Gottes sind. So sagt
Jesus unmissverständlich in Johannes 13, Verse 34 + 35:
Ein
neu Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebet, wie ich
euch geliebt habe… daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine
Jünger seid, so ihr Liebe untereinander habt
Und aus unseren missionarischen Bemühungen heraus wissen wir, dass die Welt tatsächlich nur an
unserer Liebe misst, ob wir wirklich den Namen Christen verdienen. Sie
wollen nicht frommes Reden, sondern christliches Tun und Verhalten!
Unter manchen Christen grassiert in letzter Zeit ein Spruch, der lautet:
Wir Christen sind nicht besser als andere, aber wir sind besser dran.
Das ist ein vollkommen unbiblischer Spruch. Jesus sagt:
Denn
ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der
Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich
kommen. (Matthäus 5, 20)
Das
ist ein ernstes Wort. In den Bibelversen, die wir zuvor gelesen haben,
heißt es: Stellet euch nicht der Welt gleich . Das heißt sicherlich
nicht, dass wir alles anders machen als die Kinder dieser Welt: Wir
werden auch essen, trinken, schlafen, arbeiten und Familie haben, uns an
schöne Kunst und an der Natur erfreuen usw. Aber wir werden in einer
neuen Gesinnung leben. Wir wollen nicht unbedingt die Ersten und Besten
sein um Ansehen und Ruhm zu haben, sondern wir wollen eine gute Leistung
bringen und tüchtig sein, um Gott besser dienen zu können. Jesus sagt:
Wer der Erste unter euch sein will, der sei euer aller Diener.
Und weiter:
So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen. (Matthäus 16,5)
Alle
die wunderbaren Eigenschaften, die uns in Galater 5, 22 genannt werden:
Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Glaube, Sanftmut,
Selbstbeherrschung, sollen durch uns zu den Menschen getragen werden.
Das heißt, es muss eine durchgreifende Charakteränderung geschehen. Aber
kann man das, ist das möglich, ist das nicht eine Überforderung? Müssen
wir daran nicht genauso scheitern wie die Menschen der Welt, die durch
Ringen und Streben versuchen, der Vollkommenheit ein Stück näher zu
kommen und doch nichts erreichen? Nun, wenn wir es aus eigener Kraft
vollbringen wollen, werden wir sicherlich scheitern. Aber der zitierte
Bibelvers aus dem Galaterbrief steht in einem Zusammenhang,
den wir unbedingt beachten müssen:
Es heißt dort: die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, … usw.
Als
der Herr Jesus diese Welt verließ, wusste er, dass er seine Jünger in
dem Stand der Kinder Gottes zurückließ, aber auch eben im Stand der Kinder. Wiedergeboren
zu einem neuen Leben, aber auch geistlich noch Kinder: unvollkommen in
Charakter und Verhalten und in vielen Dingen schwach und versuchlich.
Darum verhieß er uns, seinen Nachfolgern:
Ich
werde euch nicht als Waisen zurücklassen, sondern ich werde den Vater
bitten, und er wird euch einen anderen Beistand (den heiligen Geist)
geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit. (Johannes 14, 18)
Und an anderer Stelle heißt es:
Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen… und werdet meine Zeugen sein.
(Apostelgeschichte 1, 8)
Das
ist das Wunderbare bei unserem Gott, er stellt nicht nur Forderungen an
uns, sondern gibt uns auch die Mittel und die Kraft, sie zu
verwirklichen, den Heiligen Geist. Die Veränderung unseres Sinnes,
unseres Denkens, Handelns und Verhaltens wird zwar von uns erwartet,
aber durch geistliche Kraft. Damit wir mit göttlicher Liebe lieben
können, ist die:
Liebe Gottes ausgegossen in unsere Herzen, durch den Heiligen Geist, welcher uns gegeben ist.
(Römer 5, Vers 5)
Bei uns liegt es, uns den Kraftwirkungen des Geistes hinzugeben, zu lernen und uns verändern wollen, dann
wird ER das Vollbringen wirken. Dann wird auch schnell die Frucht des
Geistes Gottes sichtbar: zuerst die LIEBE. Und wenn wir missionarisch
und als treue Gemeindeglieder leben, werden auch bald die anderen
Fruchtteile sichtbar werden:Friede, Freude, Geduld, Freundlichkeit,
Güte, Glaube, Sanftmut, Selbstbeherrschung, die wir im Umgang
miteinander und mit unseren Nächsten so dringend brauchen!
Nun
wird manch einer trotz allem vielleicht sagen: Leicht wird das nicht,
in die Vollkommenheit Jesu hineinzuwachsen. Da hat er sicherlich recht.
Aber alle wertvollen Dinge im Leben sind nicht einfach zu erlangen, aber
es lohnt sich, nach ihnen zu streben. Und in unserem Fall bedeutet es
letztlich, ein Gott wohlgefälliges Leben zu führen, wie wir gesagt
haben, und das ist bestimmt erstrebenswert. Wir sind Jünger, und
Jüngersein bedeutet, Lernender zu sein und zu bleiben. Deshalb sind wir
hier alle gefragt, die Jungen wie die Alten. Und wenn wir schon einmal
das investieren, was wir aus Gnaden empfangen haben, nämlich den Glauben
an den allmächtigen Gott, dann werden wir auch erleben, was die Bibel
verheißt, dass wir:
alles vermögen durch den, der uns mächtig macht, Christus! (Philipper 4, 13)
Und
wir werden in die Freude kommen, wenn wir erleben, wie Er , der
unveränderliche, vollkommene und starke Gott, uns, die unvollkommenen
und schwachen Nachfolger, zu gottwohlgefälligen Menschen umgestaltet und
uns so verändert, dass wir in unserem Denken und Wollen und Tun ein
Zeugnis sind für IHN. Dass wir in dieser heiligen Übung gut miteinander
vorankommen, wünsche ich mir und uns allen! Amen!